zitat

Federn lassen
und dennoch schweben.
Hilde Domin

Über die Trauer

Es gibt eine Emotion, die für unser Weiterleben nach Verlusten wichtig und entscheidend ist: die Trauer. Verlust bedeutet, dass etwas, was zu einem gehörte, nicht mehr da ist. Trauer ist eine natürliche Reaktion auf die vielfältigen Arten von Verlusten: auf den Verlust von Menschen, von Dingen, von Werten, vom Arbeitsplatz und vom Berufsleben, von Gesundheit u.v.m.

Trauer ist tief in unserem inneren Wesen spürbar und kann sich zur all umfassenden geistigen, körperlichen und seelischen Aufruhr entwickeln, wie ein „Erdbeben im Herzen".

Trauer ist ein Synonym für Stimmungsschwankungen. Emotionen können wechseln zwischen Niedergeschlagenheit, Hoffnung, Wut, Schmerz, Erleichterung, Schuldgefühlen, Sehnsucht und Angst. Es kann sich wie eine Achterbahn der Gefühle anfühlen. Trauer drückt sich auch psychosomatisch aus, wie etwa durch Lustlosigkeit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit.

„Trauer ist keine Krankheit, wir können sie nur durchleben."

Trauer ist ein aktiver Prozess mit vier Aufgaben. Die erste Aufgabe besteht darin, den Verlust zu realisieren und zu akzeptieren. In der zweiten Aufgabe wollen alle Gefühle, die in Zusammenhang mit dem Verlust entstehen, gefühlt werden. Sich aktiv an die veränderte Situation anpassen ist die dritte Aufgabe. Die vierte Aufgabe ist die Integration des Verlustes in die eigene Biographie. Das was nicht mehr ist, braucht einen neuen Platz. So bekommt z.B. eine verstorbene Person einen Platz in unserem Herzen.

„Auf den Flügeln der Zeit fliegt die Traurigkeit dahin." Jean de La Fontaine

Trauer braucht ihre Zeit. Die Dauer der Trauer ist abhängig von der Größe des Verlustes, der aktuellen Lebenssituation und davon, ob vergangene Verluste ihre emotionale Wirkung erneut stark entfalten.

„Ich setzte den Fuß in die Luft, und sie trug" Hilde Domin

Trauer erfordert Mut. Sie ist eine Emotion der Wandlung. Sie ermöglicht Neuorientierung, Selbstbesinnung und persönliches Wachstum.

„Erinnern ist eine Form der Begegnung." Khalil Gibran

Trauer ist Erinnerungsarbeit. Sie kann die Härte des Verlustes mildern und ihre heilende Wirkung entfalten. Gefühle der Liebe, der Freude und der wunderbaren Momente aus der Vergangenheit werden belebt und in der Gegenwart erlebt.

„Das Wichtigste ist, dass wir zu uns selbst zurückkehren." Tibetische Weisheit

Trauer ist ein Prozess an deren Ende die Integration des Verlustes steht. Integration heißt: den Verlust zu akzeptieren und ihn in den Lebensfluss zu bringen. Trauer lässt uns das, was wir verloren haben, in uns selbst wiederfinden.

„Dasein, wenn Menschen trauern."

Trauernde Menschen brauchen Begleitung und damit das Gefühl, nicht allein zu sein. Begleitung in Offenheit, Anteilnahme und Empathie tröstet und ist eine wertvolle Unterstützung bei der Trauerarbeit und der Integration des Verlustes.